Schumi verliert an Boden
Dritter hinter Alonso - Massa gewinnt GP der Türkei
Istanbul - Eine Boxenstopp-Panne und ein Fahrfehler haben Michael Schumacher im Titelrennen 2006 gegen Weltmeister Fernando Alonso wieder zurückgeworfen. Der Ferrari-Star belegte in Istanbul hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa (Brasilien), der zum ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere raste, und wenige Zentimeter hinter Alonso nur Platz drei.
Damit vergrößerte sich Schumachers Rückstand in der WM-Gesamtwertung auf den führenden Renault-Piloten um zwei Zähler auf nun zwölf Punkte. Dadurch kann Schumacher bei nur noch vier ausstehenden Rennen in diesem Jahr seine achte WM-Krone nicht mehr aus eigener Kraft erobern.
Eisige Miene bei Schumi
"Ich habe alles versucht, aber es hat einfach nicht gereicht. Mein Fehler in Kurve acht hat mir zumindest Platz zwei gekostet. Beim Boxenstopp hatten wir keine andere Option", erklärte Schumacher mit eisiger Miene, gab aber den WM-Kampf noch nicht auf: "Wenn es diese unglücklichen Situationen nicht gegeben hätte, hätte ich vor Felipe gewinnen können. Zum Glück springt bei uns der andere ein, wenn jemand ein schweres Wochenende hat. Das zeigt, wie stark wir sind."
Alonso freute sich dagegen darüber, dass er nach vier Rennen erstmals wieder vor seinem Erzrivalen ins Ziel gekommen war. "Der Fehler von Michael war der Schlüssel zum zweiten Platz, den ich mit einem halben Auto Vorsprung ins Ziel gerettet habe. Aber die WM ist noch längst nicht vorbei, Ferrari hat momentan das bessere Auto, und Michael kann noch aufholen."
Hauchdünne Entscheidung
Schumacher lieferte sich in den letzten 15 Runden ein wahres Herzschlagduell mit Alonso, doch der Spanier fuhr weltmeisterlich und rettete den zweiten Platz mit nicht mal einer Zehntelsekunde Vorsprung ins Ziel. Das kommentierte der gefeierte Sieger Massa über den Boxenfunk mit den Worten "Es tut mir Leid für Michael."
Danach ließ sich der Brasilianer von Schumacher jedoch mit Champagner duschen und brach auf dem Podium in Tränen aus: "Ein Traum wird wahr. Auf diesen Tag habe ich meine ganze Karriere hingearbeitet. Michael wird den Titel schon noch holen." In der Konstrukteurswertung liegt Ferrari mit 158 Punkten nur noch zwei Zähler hinter Renault zurück.
Rosberg im Pech
Toyota-Pilot Ralf Schumacher holte als Siebter noch zwei WM-Punkte, Nick Heidfeld (Mönchengladbach) ging im BMW-Sauber auf Platz 14 leer aus. Für Neuling Nico Rosberg (Wiesbaden) war das Rennen schon nach 26 Runden wegen eines technischen Defekts am Williams-Cosworth beendet.
Der Spanier Pedro de la Rosa (Spanien) kam im 200. Rennen von McLaren-Mercedes als Fünfter ins Ziel.
Massencrash am Start
Schumacher misslang dagegen die Generalprobe für das Ferrari-Heimspiel in zwei Wochen in Monza (10. September), wo er die monatelangen Spekulationen beenden und die Entscheidung über seine Zukunft bekannt geben will. Offensichtlich spukte das Thema auch in seinem Kopf herum, denn schon beim Start im 35 Grad Celsius heißen Glutofen von Istanbul wäre es an der Spitze fast zum Crash zwischen den ungewohnt nervösen Schumacher und Alonso gekommen.
Dafür krachte es dahinter in einem vom zweiten Renault-Piloten Giancarlo Fisichella (Italien) ausgelösten Massenunfall. Verwickelt waren unter anderem der nach dem besten Qualifikations-Resultat des neuen BMW-Teams fünftplatzierte Nick Heidfeld und Ralf Schumacher.
Harter Einschlag von Räikkönen
Das deutsche Duo musste zum Wechsel der Fahrzeugnase an die Box, Heidfeld fuhr anschließend chancenlos hinterher.
Noch schlimmer erwischte es Silberpfeil-Pechvogel Kimi Räikkönen, der mit einem völlig zerstörten Hinterreifen hart in die Streckenbegrenzung einschlug. "Mir tut die Schulter weh", erklärte der unglückliche Vorjahressieger.
Regiefehler bei Ferrari
Nach dem turbulenten Auftakt fuhren Massa und Schumacher auf dem 53 Grad heißen Asphalt zunächst einen deutlichen Vorsprung auf Alonso heraus. Doch dann stellte Toro-Rosso-Pilot Vitantonio Liuzzi (Italien) in der ersten Kurve nach der Zielgerade sein Auto quer, das Safety-Car rückte in Runde 15 aus und Ferrari beging mit einem Boxenstopp für beide Piloten einen Regiefehler. So zog Alonso in der Pitlane an Schumacher vorbei auf Platz zwei. Alonso: "Sonst hätte ich keine Chance gehabt."
In Runde 29 verlor der siebenmalige Weltmeister mit einem neuerlichen Fehler entscheidende Sekunden auf seinen WM-Erzrivalen, als er mit Blasen auf den Reifen von der Strecke rutschte. Eine ungewöhnliche Aneinanderreihung von Pannen bei Schumacher - schon im Qualifying hatte er mit einem Schnitzer die Pole Position an Massa verloren.
Massa feiert Premierensieg
Auch bei der letzten Boxenstopp-Serie kam Schumacher nicht mehr an Alonso vorbei. Und so musste sich Massa auch nicht der Teamorder zu Gunsten seines "Chefs" beugen und jubelte ausgelassen über den größten Triumph seiner Karriere. Schumacher: "Zum Glück hat wenigstens Felipe einen fantastischen Job gemacht."
Quelle: http://channel1.aolsvc.de/index.jsp?cid=804999686